Weihnachten zu viert...
...ist gar nicht so schlimm. Oder?
Jan hatte sowieso vor, in diesem Jahr zu Weihnachten Teresas Eltern im Erzgebirge zu besuchen. Erst einmal ist unser Fest organisatorisch gesehen recht unverändert abgelaufen. Nur haben wir natürlich kein Weihnachtspäckchen nach Bayreuth geschickt.
Micha hat Jans Computer geerbt und ist überglücklich. Zu Weihnachten hat er noch ein bisschen Zubehör geschenkt bekommen. Die beiden sind sich ans Herz gewachsen :-)
Aber da sind sie wieder, die Gedanken daran, ob das alles so richtig ist, ob man sich über so ein Erbe freuen darf, ob wir herzlos sind, ... Keine schlimmen Gedanken, keine Gefühle tiefer Traurigkeit, und eine Antwort haben wir auch längst auf diese Fragen (natürlich ist es gut und gesund, das Schöne zuzulassen, ebenso wie das Traurige). Doch solch Aufmerken bremst halt manchmal aus, unterbricht den Alltag. Von einer Sekunde auf die andere ist wieder das Bewusstsein da, dass unser Leben jetzt anders ist; unsere Söhne nur noch zwei, zumindest auf dieser Erde, und für lange Zeit ist die Beziehung zu Jan unterbrochen. Auch das unterschwellige, oft unkonkrete Gefühl der Schwere wird dann bewusst.
Einerseits wirkt sich diese Schwere nur noch leicht aus. So leicht, dass ich sie im Alltag häufig nicht spüre, was auch gut ist. Aber da ist sie, immer mal wieder versucht ich sie wahrzunehmen und ihr eine Gestalt zu geben. Aber sie ist nicht festzumachen an irgendeiner konkreten Frage, auf die sich eine Antwort finden ließe. Oder an einer Verzweiflung, am Vermissen, an Wut, Gotteszweifeln oder woran auch immer.
Vielleicht doch am Vermissen. Ein Sohn gehört untrennbar zum eigenen Leben, auch wenn die Lebenswege sich trennen. Und jetzt ist er weg, von der Bildfläche meines Lebens verschwunden. In der Erinnerung noch da, auch mit vielen Positiven Erinnerungen, aber eben nur noch dort. Eigenartig finde ich, dass mein Innerstes jetzt nicht schreit: "Das ist schlimm!", obwohl es das doch tun müsste, oder? Ist das schon das zur-Ruhe-kommen, die Gewöhnung, das Arrangieren mit der neuen Wirklichkeit? Es ist ja auch gut, dass es nicht so schlimm ist. Oder mache ich mir etwas vor, und die wirkliche Trauer ist noch gar nicht losgegangen? Wird noch etwas losbrechen, das ich jetzt noch gar nicht ahne?
Ich habe mir von Anfang an vorgenommen, dass die Trauer kommen darf, wie und wann sie will. Das hat sie gar nicht so oft und viel in Anspruch genommen. Bis jetzt? Ich weiß es einfach nicht. Das macht mich unsicher für die Zukunft, weil ich sie nicht in der Hand habe. Und alles Wahrnehmen, Reflektieren, Entscheiden bringt mich dem nicht näher. Ich muss lernen, zu warten, ergebnisoffen.
Am besten werfe ich dieses Thema Gott vor die Füße. Er hat mich in den letzten Wochen so viel beschenkt, gestärkt und unterstützt, vor allem durch die Menschen in meiner Nähe. Da wird er mich jetzt nicht alleine lassen. Ich weiß, dass das keineswegs bedeutet, dass es nicht schwer, schlimm werden kann. Aber ich bin nie alleine! Danke, himmlischer Vater!