Jan, du fehlst uns!

Erinnerungen an die Zeit mit Jan

21. November 2019

Nach einem Jahr (1)

Ein Jahr ist es jetzt her, dass uns die Nachricht von Jans Tod erreicht hat. Es war ein tiefer Einschnitt in unserem Leben; ein Schock, der für lange Zeit das Gefühl verursachte, dass es ein „davor“ und ein „danach“ gibt.

Ich habe mir heute bewusst Urlaub genommen. Dieses Schockgefühl von damals ist längst abgeebbt. Vieles ist alltäglich geworden – auch die viele Momente, in denen ich an Jan und mein Leben mit ihm erinnert werde. In dieser Zeit wurde ich natürlich oft gefragt, wie es mir geht. Und oft konnte ich aus tiefstem Herzen sagen, dass ich dankbar bin. Dankbar, die schwerste Zeit relativ gut überstanden zu haben. Dankbar, nicht nachhaltig übermannt worden zu sein von Fragen und Emotionen. Dankbar, dass ich mich getragen fühlen dürfte von den vielen Menschen, die uns geschrieben haben, die bei der Beerdigung waren, und die uns auch in der folgenden Zeit nicht vergessen haben. Dankbar für die besonderen Geschenke Gottes, die ich manchmal unmittelbar spüren konnte, manchmal aber auch erst im Nachhinein erkannt habe.

Heute Morgen waren wir einen Moment an Jans Grab. Sonia hatte zusammen mit meinen und ihren Eltern ein kleines Herz besorgt, das mit ein paar Pflanzen geschmückt ist. Das haben wir hingebracht. Irgendwie ist es gut, manchmal zum Grab zu gehen und dadurch irgendwie dieser irdischen Tatsache von Jans Tod klar gegenüberzustehen. Und doch wird mir und auch Sonia eigentlich jedes Mal ganz schnell klar, dass das, wofür dieses Grab steht, nur eine Nebensache ist. Natürlich haben wir Jan vordergründig über seinen Körper wahrgenommen. Dass der jetzt dort liegt, berührt zwar eigenartig, aber ich nehme ihn nur noch als leere Hülle wahr. Für mich steht er nicht mehr für Jan und seine Person. Viel wichtiger war sein Charakter, seine besondere Art, einfach sein Menschsein.

Er ist nicht wirklich dort auf dem Friedhof, deshalb trägt dieser Ort für mich keinen Schrecken in sich und löst auch keine tiefen Trauergefühle aus. Das ist auch gut so, finde ich. Denn wir hatten ja damals extra ein Grab ausgewählt, das an dem Hang in Richtung unseres Hauses gelegen ist. Selbst im Sommer kann man von dort aus die Dachfenster unseres Hauses sehen, und natürlich auch andersherum. Wenn ich von zu Hause aus in diese Richtung Blicke, ist da keine Last, keine dunkle Bedrohung, oder wie man es auch immer nennen möchte. Da bin ich sehr froh drum.

Die erste Etappe – dort am Grab – verlief also ohne besondere Vorkommnisse.