Es wächst zusammen
Vor ein paar Tagen wurde ich von jemandem gefragt, wie es mir mittlerweile geht. Ganz spontan antwortete ich, dass ich mittlerweile das Gefühl habe, diese verschiedenen Gefühlsebenen wachsen zusammen.
Oft hatte ich davon geschrieben, da wäre zum einen die Trauer und gleichzeitig auch Hoffnung. Einerseits der Abschied, andererseits die Freude auf das Wiedersehen. Gerade noch das Empfinden des Schrecklichen, dann wieder der Friede darüber, dass für Jan vieles viel besser ist als vorher.
Wenn ich mittlerweile an Jans Tod denke, ist mein Empfinden eingebettet in die guten Erinnerungen an früher, und gleichzeitig in die Tatsache, dass Jan jetzt nicht mehr bei uns ist. Ich entdecke eine gewisse Linie darin, seine Lebenslinie, die eben vor einem halben Jahr in eine andere Dimension hinüber gewechselt ist. Aber es ist eben eine Linie. Die Trauer und Traurigkeit trägt gleichzeitig den Frieden und die Hoffnung auf Jans gutes Leben jetzt bei Gott in sich.
Sachlich betrachtet ist das nicht weit entfernt von dem, was ich seit Monaten bereits sehe, denke und auch fühle. Das alles das jetzt aber in mir zu einem einzigen wird, und sich die Pole nicht mehr diametral gegenüberstehen, das fühlt sich gut an. Ich empfinde, dass es jetzt eine gute Mitte für mich gibt, in der beide Seiten dazu gehören. Natürlich gibt es weiterhin gewisse Ausschläge in die eine oder andere Richtung. Das bleibt für mich auch weiterhin völlig okay. Alles zu seiner Zeit.
ich habe mich immer noch nicht mit der Theorie über die Phasen von Trauer beschäftigt. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, in eine letzte Phase eingetreten zu sein. Wo das erlebte sich wirklich ins Leben einfügt.
wenn ich an die Geschichten anderer Menschen denke, die ich zwischenzeitlich gehört habe, bin ich beinahe verwirrt, zumindest verwundert, dass ich das nach einem halben Jahr alles schon so schreiben darf. Manchmal kommt dann auch das Gefühl auf, dass das gar nicht okay ist, ich kaltherzig bin oder ganz wichtige Aspekte in meiner Trauer übersehe. Zum Glück dauert es immer nur wenige Sekunden, bis mir klar wird, dass das nicht stimmt.
Es ist nicht meine unerhörte Rücksichtslosigkeit, sondern Gottes unerhörte Gnade. Vielen, vielen Dank dafür! 🙏