Jan, du fehlst uns!

Erinnerungen an die Zeit mit Jan

23. November 2018

Ein Grab für den eigenen Sohn

Mein Schwiegervater hat Essen von einer Veranstaltung mitgebracht, das können wir mittags gemeinsam vertilgen. Die Suppe von Nancy bleibt unangetastet. Anna, Toms beste Freundin, kommt in einer Freistunde zu Besuch und bringt Tüten mit Teilchen mit für den Nachmittag. Lieb. Wer soll das alles essen?

Nach dem Essen gehen wir zu viert zum Friedhof und schauen uns um. Tom und Micha sollen genauso mitreden und mitentscheiden. Wo finden wir es schön? Hinten ist der freie Blick auf die Wiesen, mehr Raum, aber die Autobahn ist lauter. Unterhalb ist der Blick auf Lüttringhausen schöner, außerdem steht hinter den Bäumen unser Haus. Aber hier werden momentan keine Gräber vergeben, oder?

Der Friedhofsverwalter erblickt uns und spricht uns an. Eigentlich brauchen wir am Montag keinen gesonderten Termin mehr. Ein sehr angenehmer und rücksichtsvoller Mensch. Er hat aber noch nicht den Überblick über die freien Grabstätten, also doch am Montag.

Wir haben ein Lieblingsgrab gefunden. Zwischen den Baumwipfeln kann man Toms Dachfenster sehen. Das hat natürlich was! Hoffentlich klappt das... Wie krass ist das denn? Wir suchen ein Grab aus, in dem unser eigener Sohn die nächsten 25 Jahre liegen soll.  Ich bin dann Ende 60! Er ist wirklich tot! Aus dem Projekt Beerdigung wird plötzlich wieder unser Verlust, latente Trauer, Endgültigkeit. Nachdenken, Erinnern - aber der traurige Stein im Herzen offenbart sich noch nicht. Wann kommt das denn? Oder bin ich zu kopflastig? Nein, jeder hat seine Art, ich habe meinen eigenen Zeitplan. Ich bin offen dafür.

Auf dem Rückweg besuchen wir meine Eltern, besprechen ein paar Dinge. Später brauchen wir einen ganz profanen Mittagsschlaf. Schön.