Jan, du fehlst uns!

Erinnerungen an die Zeit mit Jan

30. November 2018

Der Abschied: dritter Akt. Die Beisetzung

Nach dem Familienlied "Es tagen dich mächtige Flügel" (die Kottsiepers haben es bereits zu Augustinus' Zeiten zu allen Anlässen gesungen) und einem Gebet beginnt der gemeinsame Weg zum Grab.

Unser Wunsch, dass Familie und Freunde den Sarg zum Grab tragen, wird erfüllt. Es ist so schön, so persönlich. Mein Bruder, Sonjas Bruder. Jans Cousin und ein Schulfreund. Und zwei Freunde der Familie.

Wir vier direkt dahinter, auch Teresa und ihre Freundinnen sind nach vorne gekommen. Ella und Mina, die kleinen Cousinen, laufen an uns vorbei und gehen interessiert, fast spielerisch, direkt neben dem Sarg her. Vielleicht ist es ein bisschen für sie wie ein Martinszug, nur ohne Laternen. Unbeschwert.

Manchmal wallt die Erkenntnis hoch, dass das Grab, das Loch, die Erde bald den lackierten Sarg und die schönen Blumen in sich aufnehmen wird. Aber dort drin liegt doch mein Sohn! Aber nur sein Körper. Mein Sohn ist längst woanders. Ich gönne es ihm! Mich macht dieser alternative Blick ruhiger, entspannter. Nimmt der Situation den Schrecken; nur sein Körper.

Später am Grab, als der Sarg in die Erde gelassen wird, kommt mit dieser Gedanke wieder. "Sterbliche Überreste" sagt man dazu. Bisher fand ich diese Bezeichnung so minimalistisch, unpersönlich. Für mich stimmt es jetzt aber, und zwar ganz persönlich. Es sind nur Überreste, gestorben. Nur sein Körper, eine Hülle, die wir Menschen immer so fest mit der Person verknüpfen. Doch diese Person ist jetzt im Himmel und macht Party. Bestimmt gibt es Cola-Torte mit Chips-Streuseln auf einem Mozzarellasticks-Bisquitboden. Meine Omas, Opas und Tante Ruth hauen ordentlich rein.

Den letzten Worten von Christian folgen wir zu viert, eng beieinanderstehend. Wir sind in den letzten Tagen zusammengewachsen.

Mit einigen Blütenblättern und einem letzten, traurigen Gedenken verabschieden wir uns still.

 

Nachdem unsere Kinder und die engste Familie Abschied genommen haben, verlassen wir den Friedhof. Ein Blick zurück zeigt uns, wie viele Menschen gekommen sind. Um selbst Abschied zu nehmen und uns beizustehen. So viel Zuneigung, schön.

Einmal tief durchatmen. Wir haben es hinter uns gebracht.

Es war nicht so schwer. Und doch bleibt das Gefühl, das tiefe Verstehen wird noch kommen. Irgendwann, irgendwie.