Jan, du fehlst uns!

Erinnerungen an die Zeit mit Jan

27. November 2018

Auf wiedersehen, Jan

Heute Abend haben wir uns von Jan verabschiedet.

Einerseits habe ich dem Moment entgegengefiebert. Denn die Klarheit und Unumstößlichkeit, die sein Anblick mir verdeutlichen würde, ist mir wichtig. Bisher habe ich nur am Telefon von drei Augenzeugen die Nachricht gehört. Jetzt habe ich ihn gesehen. Tot, leblos, kalt.

Aber er ist es, unser Sohn Jan. Den wir 21 Jahre lang kannten, begleitet haben. Vom ersten Strampeln, das ich in Sonjas Bauch spürte, das erste Schreien, Saugen an der Brust. Das erste Lächeln, Krabbeln, Worte, Laufen. Umarmen, Lachen, Fahrradfahren. Weltall, Sterne, Blumen, Physik, Mathe. Theologie, Philosophie. Von der Wiege...

Andererseits war da auch ein Unwohlsein. Bei Sonja noch stärker. Würde er friedlich aussehen? Würden wir ein Bild im Kopf haben, das stärker ist als die Bilder aus dem Leben? Was würde es mit uns machen?

Zum Glück waren diese Gedanken unbegründet. Ja, es ist eigenartig, anfangs unwirklich. Aber es ist OK. Er wirkte friedlich, als würde er schlafen. Letzte Ruhe.

Tom war dabei, wir haben ihn nach kurzer Zeit dazu geholt. Er hat es gut verkraftet, und es ist eine Erfahrung, die ihm keiner nehmen kann. Nach einiger Zeit sagte er: "Man könnte glauben, gleich macht er die Augen auf und sagt 'Buh, da bin ich'!" Das wäre ganz sein Humor.

Macht man solche Späße auch im Himmel?

Wir haben Jan jeder einen persönlichen Brief geschrieben und ihm in die Hand gedrückt. Dazu ein Holzherz und eines aus Stein. Persönliche Abschiedsgeschenke. Nicht für ihn, für uns war das gut.

Sonja sagt, ihr hat diese besondere Begegnung sehr gutgetan. So kommt unsere Reise der letzten Woche langsam zum Ende. Ich empfinde es auch so. Jetzt ist es gut. Ein guter Teil des dicken Kloßes in der Brust ist weg.

Schwer, bewegend. Befreiend, richtig.

Auf wiedersehen, Jan.